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Nick Höppner
Folk

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Der frühere Ostgut Ton-Labelmanager, DJ und Produzent Nick Höppner veröffentlicht sein Debütalbum Folk auf Ostgut Ton.

Ich traf Nick Höppner zum ersten Mal 2007 beim Mutek, Montreal. Wir waren Backstage kurz nach Ende seiner Liveperformance als MyMy (zusammen mit Lee Jones). Ich war zu der Zeit ein großer MyMy-Fan, brachte Nick all meinen Enthusiasmus entgegen und habe ihn dabei wahrscheinlich völlig überfordert. Dennoch: Ich war überrascht von seiner einzigartigen Offenheit und Ehrlichkeit. Während ich Nick im Laufe der folgenden Jahre immer besser kennen lernte, reiften diese Charakterzüge und zeugten von großem Einfluss auf mich – von seinem Posten als gründender Labelmanager und A&R für das Berghain-Label Ostgut Ton (bis zu seinem Rücktritt Ende 2012) über seinen eigenen Output als Produzent und natürlich seine Genre-übergreifenden, spätabendlichen DJ-Sets in seiner musikalischen Heimat Panorama Bar. In den 14 Jahren seit seines Umzugs nach Berlin hat Nick Höppner es geschafft, sich innerhalb wie außerhalb des Rampenlichts zu bewegen, aber stets ein verblüffender, vielleicht sogar definierender Teil der Berliner Techno/House-Gemeinschaft zu sein.

„Ich sehe Techno und House als wesentlichen Teil der Alltagskultur hier in Berlin. So viele Leben und Lebensstile zirkulieren um bzw. entstehen aus dieser Musik. Meine eingeschlossen. Techno und House (in Berlin) führen zu einem Level an Identifikation und Loyalität, das ich immer noch erstaunlich finde. Ich sehe auch einen Unterschied darin, wie Leute hier mit dieser Musik umgehen – verglichen mit anderen Städten, wo Musik sehr hypegetrieben sein kann und das einen Innovationsdruck erzeugt. In Berlin haben sich Techno und House eher auf einem konstanten Level eingepegelt, ohne zu sehr hinterfragt zu werden. Die Musik wurde erprobt und hat sich bewährt – und wird geliebt für das, was sie ist.“

Das Ergebnis ist Folk – ein zutiefst persönliches und intimes Album, geschaffen für Jedermann. Aufgenommen 2014 in seinem Berliner Studio ist Folk ein musikalisches Statement, das weit über die Prinzipien von Nicks Hamburger DIY-Wurzeln hinausweist. Es sollte als Beweis dafür verstanden werden, dass man auf nichts anderes als sich selbst achten muss, wenn man etwas schaffen und erreichen möchte.

„Ich entschied mich für den Albumtitel Folk aus dem Eindruck, dass wir alle mit sonischem Vokabular arbeiten, das von einer sehr kleinen Gruppe von Pionieren vor zwanzig oder dreißig Jahren entwickelt wurde, die ihre Stichworte der Disco-Musik entlehnten; die wiederum von R&B, Funk, Soul etc. beeinflusst war, und dann runter zum Urritualismus tribalistischsten Drummings. Diese Art des Traditionalismus scheint mir von Generation zu Generation weitergereicht worden zu sein, während jede(r) seine eigene Perspektive beisteuerte, wobei es immer schwieriger wurde, das Ganze zu einer Quelle zurückzuverfolgen. Man kann darüber streiten, ob der Großteil über Platten vermittelt wird. Aber ich glaube, dass die wichtigsten Momente des Erlebens, Vergnügens und Lernens über die Musik im Club stattfinden. Ich nenne es auch Folk, weil die Blaupause dieser Musik auf billigen Instrumenten aus einem Gebrauchtwarenladen entstand. 1985 war der TB-303 das Äquivalent zu einer abgegriffenen Akustikgitarre. Heutzutage wird das von der immensen und erschwinglichen Schaffenskraft reflektiert, die in einem 400€ teuren Laptop mit einer gecrackten Version von Reason oder Ableton steckt.“

Folk wirkt wie eines jener raren Alben, das ich auch in zehn Jahren noch auflegen werde, und es wird genau so relevant klingen, wie es das heute tut. Es gibt Musik zu hören auf Folk – eigenwillige Stücke, die den großen Kontinent von Techno- und House-Music abschreiten. Jeder Track ist verziert mit unterschiedlichsten musikalischen Stilen unter der vereinigenden Kraft der 4/4-Kick. Vom abtauchenden Klang des Openers „Paws“, dem fröhlich gestimmten Schlagbass-Rhythmus in „Out Of“ oder der höchst ansteckenden Vocal-Hymne „Come Closer“ gibt die freigeistige Haltung zur Musik wenig Anlass zur Diskriminierung per Genreschublade. Nick Höppner hat Folk ins digitale Zeitalter übertragen. Ein Album, das problemlos im Club oder zu Hause gehört werden kann. Ein Testament seines unbändigen Appetits an Musik und eine signifikante Erweiterung des Klangs von Berlin.

– Jon Berry, Kompakt, Berlin, Dezember 2014 –

All tracks written and produced by Nick Höppner at Sloth Studios, Berlin. Mixed by Matthew Styles.

Nick Höppner - Paws

Tracklist

  • Come Closer
  • Paws
  • Mirror Image
  • Rising Overheads
  • Grind Show
  • Out Of
  • Airway Management
  • Relate
  • No Stealing

Artwork

o.T. (grün-rosa) 2003 by Frank Bubenzer
Layout by Yusuf Etiman

Credits

Matt Colton at Alchemy Mastering, London.

Release Date

30. März 2015

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